Personalmangel – Herausforderungen in Ballungsgebieten

    • Offizieller Beitrag

    Es ist so eine Sache mit dem Personalmangel, denn Feuerwehren auf dem Land haben andere Probleme wie Feuerwehren in einem Ballungsgebiet. Ich selbst komme ja auch aus einem Ballungsgebiet, aus dem Speckgürtel von Frankfurt, genau genommen aus dem Main Taunus Kreis. Auch bei uns wird fieberhaft versucht neue Mitglieder in unsere Feuerwehr zu bekommen, doch wie bei vielen anderen auch mit sehr geringen bis keinem Erfolg. Ich habe mich jetzt schon einige Jahre gefragt warum das so ist und mir angeschaut was es sonst noch für Probleme gibt.

    Die Führung

    Lange Zeit waren die Endscheidungen bei uns sehr intransparent und Informationen sind sehr schlecht bis gar nicht an die Mannschaft verteilt worden. Dabei ist es meiner Meinung recht egal was für eine Führungsart man hat, ob sehr Dominant oder eher der Kumpel typ. Es hat sich gezeigt, dass sobald jeder eine Endscheidung nachvollziehen kann, diese viel einfacher akzeptiert wird und für weniger Unmut sorgt als eine Endscheidung die nicht nachvollziehbar ist, dabei ist es egal ob diese in den Augen der Mannschaft richtig oder falsch ist.

    Das Ballungsgebiet

    In einem Ballungsgebiet zu wohnen ist Fluch und Segen zugleich. Wenn man ein gutes Konzept hat und fähige Leute, kann man mit seiner Jugendfeuerwehr sehr gut mit Fußball und anderen Vereinen mithalten und so dafür sorgen, dass jedes Jahr einige aus der Jugendfeuerwehr zur Einsatzabteilung übertreten. Wichtig ist es jetzt natürlich die neuen Einsatzkräfte auf den Grundlehrgang und den Atemschutzlehrgang zu schicken um seine Truppe dauerhaft zu verstärken. Dies funktioniert zugegeben bei uns wirklich gut und bis zu diesem Punkt gibt es kaum „verschleiß“.

    Der Weg der Klassischen Ausbildung - nach einiger Zeit werden die jungen Kameraden älter und wollen oder müssen bei Mama ausziehen. Und genau jetzt fängt das große Problem an, denn Wohnraum ist, wenn man überhaut welchen findet, für unsere jungen Kameraden nicht bezahlbar, denn diese befinden sich grade in einer Ausbildung oder sind grade damit fertig geworden. Und jetzt stellt sich die Frage, ein Vermieter nimm doch lieber einen Banker als Mieter als einen Azubi, der vielleicht nächsten Monat die teure Miete nicht bezahlen kann. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig als weg zu ziehen und dabei nimmt das nächste Übel seinen Lauf…

    Der Weg des Studenten – hier hat die Feuerwehr noch länger etwas davon, denn die meisten Studieren viele Jahre und bleiben zuhause wohnen. Doch später bekommen sie gut bezahlte Jobs und ziehen näher an ihren neuen Arbeitgeber oder werden zu Pendlern die nur noch am Wochenende zuhause sind und dabei nimmt das nächste Übel seinen Lauf…

    Hilfe ich werde Mama / Papa – ja es wird den meisten passieren, das erste Kind kommt, das zweite Kind kommt und nun ist die Wohnung zu klein. Wenn man keinen extrem gut bezahlten Job hat oder reiche verwandte kommt ein Umzug in ein Haus oder eine große Wohnung aufgrund von Kostengründen nicht in Frage. Also bleibt wieder nur weg zu ziehen und dabei nimmt das nächste Übel seinen Lauf…

    Das nächste Übel – Was passiert mit unseren Kameraden die wegziehen? Die Hälfte davon und vor allem die, die schon eine Führungsposition hatten, werden nicht mehr in einer anderen Feuerwehr anfangen. Denn auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht, jede Feuerwehr hat ihren eigenen Takt und es ist nicht einfach sich an einen neuen zu gewöhnen.

    Die andere hälfte wird in die Feuerwehr in ihrem neuen Wohnort gehen, die sich natürlich freuen wird. Denn bis zu diesem Zeitpunkt sind viele tausend Euro in die Ausbildung von einer anderen Stadt gesteckt worden und die neuen Kameraden können schon nach wenigen Tagen ihre neue Feuerwehr unterstützen.

    Falsche Zielgruppe

    Grade viele die Mitgliederwerbung betreiben versuchen an die Jungen Menschen zu kommen, doch das funktioniert heute nach wie vor immer noch am besten über die Jungendfeuerwehr. Wenn man für die Einsatzabteilung Werbung machen möchte, sollte man die Generation 35+ ansprechen, die ihre Familienplanung meistens schon abgeschlossen haben und mit großer Wahrscheinlichkeit nicht umziehen werden. Doch das ist leichter getan als gesagt, grade die Generation hat ihren Tagesablauf so stark verplant, dass meist gar keine Zeit für ein Hobby Feuerwehr bleibt. Meiner Meinung nach ist Mitgliederwerbung die variante die am uneffektivsten gegen Personalmangel hilft.

    Was also tun?

    Es gibt dafür natürlich kein Erfolgsrezept, aber in meinen ganzen Jahren bei der Feuerwehr hat sich gezeigt, dass die aus der Jungen gekommen sind und nicht weggezogen sind, der Feuerwehr weiter viele Jahre die Treue halten werden, vorausgesetzt die Führung stimmt. Also sollte man sich darauf konzentrieren es den so bequem und angenehm wie möglich zu machen. Also zum Beispiel in Sachen Wohnung, wir haben bei uns eine Feuerwehr WG, die haben sich zusammen ein Haus gemietet, dass niemand von denen alleine bezahlen konnte, aber zu viert war das sogar mit dem Ausbildungsgehalt möglich. Eine Möglichkeit wäre noch die Städtische Wohnungsbaugesellschaft, dazu zu bringen Feuerwehrleute einfach vorzuziehen, was ja auch nicht verwerflich wäre, denn eine Stadt sollte es schon interessieren, dass ihre Personaldecke stimmt.

    Wie ist eure Meinung?

    Hilfreiches: Dokumentation| Bugtracker

    Mail: info@feuersoftware.com | Tel: +49 6196 5255697

    Social Media: YouTube | Facebook

    Offizielle Supportanfragen bitte via Email oder Telefon.

    Die Community ist für euch ein Medium zum gegenseitigen austauschen. Ein guter Feedback Kanal für uns, sowie ein Platz für kleinere Fragen oder Problemen. Der Bugtracker dient uns zum Tracken von Problemen und Funktionswünschen aus der Community.

    • Offizieller Beitrag

    Moin,

    aggressive Mitgliederwerbung (hier ist dein Platz bzw. du musst jetzt mitmachen, sonst hilft Keiner) hilft nicht viel ...

    Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit - über alle Bereiche der Feuerwehr laufend informieren und den Dialog suchen.

    Jugendgerechte Medien wählen: z.B.: Smartphone-App und Facebook. Die klassische Homepage hat eher Archivfunktion - die meisten "Kunden" erreichen wir über Facebook.

    So wird Feuerwehr interessant und die Quereinsteiger kommen selber.

    An guter Jugendarbeit führt aber weiterhin kein Weg vorbei!

    Stadt Bleckede - Ländlich im ehemaligen "Zonenrandgebiet"
    http://www.feuerwehren-stadt-bleckede.de/

    Gruß

    Carsten

  • Gleiches Bild wie bei Dir plus den „Nachteil“ einer Stadt mit BF.

    Von Mitgliederwerbung, egal welcher Art, halte ich auch nicht viel. Ich habe noch keinen durch Aktionen wie „Präsentation auf Festen“, Präsentation im Internet“, „Tag der offenen Tür“ oder sonst was, für die Einsatzabteilung gewinnen können. Mit Glück springt dabei ein förderndes Mitglied bei raus - was ja auch nicht schlecht ist, mir aber nicht hilft.

    Dennoch haben wir ein ausgeglichenes Verhältnis von Übertritten aus der JF und aber auch Quereinsteiger.

    Woher kommen die Quereinsteiger? Die kommen durch Mundpropaganda. Wir haben ein, nennen wir es mal offenes und auch neues Haus (2011). Soll bedeuten, es steht den aktiven Mitgliedern nicht nur für private Feiern zur Verfügung, sondern es treffen sich auch oft viele zum gemeinsam Grillen usw.

    Anscheinend läuft es sehr gut bei uns, es gibt keine größere Gruppenbildung und auch sonst muss vieles richtig laufen.

    Wir haben einen Altersdurchschnitt von 31,4 Jahren, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Der älteste ist nichtmal 50 Jahre alt. Es fehlt also ein Block an alten und damit auch erfahrenen. Dafür haben wir viele unter 30 Jahren, bei denen die Motivation zum Teil noch sehr hoch ist. Aber auch hier zeigen sich die ersten Anzeichen der Abwanderung. Seltener aus beruflichen Gründen, oftmals ist es der Mangel an bezahlbaren Wohnraum. Das habe ich schon vor Jahren auch in die politische Schiene kommuniziert, mit teils gleichen Ideen wie du sie hast. Passiert ist leider nichts - wird es bei uns vermutlich auch nicht.

    Auch ich beobachte die ganze Entwicklung mit Sorge.

    Was einerseits ein Nachteil ist, ist gleichzeitig auch ein Vorteil. Die BF vor der Nase. Tagesalarmsicherheit gibt es dadurch bei uns nicht. Dafür haben wir andere Probleme und müssen/können die Aktiven motivieren, eben sehr selten die ersten an der Einsatzstelle zu sein und dementsprechend auch weniger eingesetzt zu werden.

    Scheint uns aber gut zu gelingen.

    Ich bin gespannt wo die Reise bei uns hingeht - so in 5-10 Jahren.